Kyujutsu

Kyujutsu im Tamado

Die Kunst mit dem japanischen Langbogen zu schießen, ist von ihrem technischen Verständnis her, eine vollkommen andere als der Umgang mit Bögen anderer Kulturen. Der wesentliche Unterschied besteht in der Art und Weise, wie der Pfeil aufgelegt wird. Wir sind es gewohnt, dass der auf die Sehne aufgelegte Pfeil, auf der linken Seite des Bogens aufgelegt wird. Damit hat der Schütze eine freie Sicht auf das Ziel. Beim japanischen Langbogen wird der Pfeil auf der rechten Seite des Bogenholzes aufgelegt. Wird nun in der gewohnten Weise das Ziel anvisiert, wird es vollkommen von dem Bogen verdeckt.
Allein der Umstand erfordert eine wesentlich andere Schießtechnik, als die von uns gewohnte. In den nachfolgenden Ausführungen wird versucht diese Technik nachvollziehbar zu erklären. An dieser Stelle sei jedoch angemerkt, dass ein tieferes Verständnis der Handhabung und Schießtechnik nur dem nahe gebracht werden kann, der sich mit den alten Kriegskünsten bereits vertraut gemacht hat. Die Grundlagen, Lehrsätze und Thesen sowie die innere Einstellung zum Budo und Bushido, sind für die Beherrschung des Langbogens ebenso elementar, wie die Kunst das Schwert zu führen.

Was somit unterrichtet wird, bezieht sich ausschließlich auf die alte Kriegskunst des Kyûjutsu. Ein Vergleich mit dem allgemein bekannterem Kyûdo kann nicht angestellt werden. Das hat die Gründe, dass beim Kyûdo der geistig, mentale Weg im Vordergrund steht. Die perfekte Aus- und Durchführung der vorgegebenen Etikette nimmt beim Kyûdo einen wesentlich höheren Stellenwert ein, als das Treffen des Ziels. Kyûjutsu hingegen ist angewandtes, alltagstaugliches Bogenschießen in seiner ursprünglichen Form. Das Treffen eines Ziels, unter allen erdenklichen Umständen, ist die Forderung des Kyûjutsu.

Obwohl die Wege beider Stile diametral auseinander laufen, gibt es in bestimmten Bereichen Berührungspunkte. Dem Kenner beider Stile sind Berührungspunkte bewusst; dem Suchenden werden diese sich bei Zeiten erschließen.

Neben der Verwendung des japanischen Langbogens als reine Distanzwaffe umfasst das Kyûjutsu auch Aspekte des Kenjutsu, insbesondere des Ryokujutsu, und integriert diese nahtlos. Falls die Distanz des Langbogens überwunden wird, kann dieser auch zur Selbstverteidigung auf kurzer Distanz eingesetzt werden.

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